Die Bedeutung von Weiterbildung in Unternehmen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Der rasante technologische Wandel, die Globalisierung und der Fachkräftemangel erfordern kontinuierliche Qualifizierungen von Mitarbeitern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie bereit sind Mitarbeiter tatsächlich, sich weiterzubilden? Welche Faktoren beeinflussen die Bereitschaft zur Weiterbildung, und wie variieren diese zwischen Altersgruppen, Geschlechtern und Branchen?
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Bereitschaft zur Weiterbildung von Mitarbeitern in Organisationen und beleuchtet unterschiedliche Einflussfaktoren anhand relevanter Daten und Studien.
Für Unternehmen ist die Bereitschaft ihrer Mitarbeiter zur Weiterbildung von zentraler Bedeutung, um langfristig auf dem Markt bestehen zu können. Laut einer Umfrage des World Economic Forum (WEF) aus dem Jahr 2020 gaben 94 % der befragten Unternehmen an, dass sie es für notwendig halten, ihre Belegschaft in den nächsten fünf Jahren weiterzubilden, um die Anforderungen der vierten industriellen Revolution zu bewältigen.
Die Bereitschaft zur Weiterbildung steht dabei in direktem Zusammenhang mit der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens. Eine im Jahr 2022 durchgeführte Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zeigte, dass 74 % der Unternehmen, die regelmäßige Weiterbildung fördern, innovative Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen konnten, während dieser Anteil bei Unternehmen ohne Weiterbildungsmaßnahmen nur 42 % betrug.
Ein interessanter Aspekt in der Analyse der Weiterbildungsbereitschaft sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Studie „Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020“, durchgeführt vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), zeigt, dass Frauen in Deutschland eine höhere Bereitschaft zur Weiterbildung haben als Männer. Etwa 52 % der befragten Frauen nahmen im Jahr 2020 an mindestens einer Weiterbildungsmaßnahme teil, während es bei den Männern 48 % waren.
Allerdings zeigen sich in der Art der Weiterbildungen geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer tendieren eher zu technischen und IT-bezogenen Fortbildungen, während Frauen häufiger an Soft-Skill-Trainings und kommunikationsorientierten Kursen teilnehmen. Die unterschiedliche Wahl der Weiterbildungsfelder könnte langfristige Auswirkungen auf die Karrieremöglichkeiten und die Gehaltsentwicklung in den verschiedenen Branchen haben.
Das Alter spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Bereitschaft zur Weiterbildung. Jüngere Mitarbeiter (unter 35 Jahren) sind laut der oben genannten Studie des DIE mit 67 % die aktivste Altersgruppe, was die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen betrifft. Mit steigendem Alter nimmt die Weiterbildungsbereitschaft jedoch ab: Bei den 35- bis 50-Jährigen liegt sie bei 54 %, während nur 38 % der über 50-Jährigen angeben, sich regelmäßig weiterzubilden.
Diese Unterschiede lassen sich unter anderem auf die geringeren Karriereaussichten und die häufigere Konzentration auf familiäre Verpflichtungen bei älteren Arbeitnehmern zurückführen. Zudem spielt die Angst vor neuen Technologien eine Rolle. Ältere Mitarbeiter fühlen sich oft weniger sicher im Umgang mit digitalen Tools, was ihre Bereitschaft zur Teilnahme an Schulungen, insbesondere im IT-Bereich, mindert.
Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig:
Die Bereitschaft zur Weiterbildung variiert auch stark zwischen verschiedenen Branchen. In technologisch geprägten Sektoren wie der IT-Branche oder dem Maschinenbau ist die Weiterbildungsquote besonders hoch. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus dem Jahr 2021 ergab, dass 78 % der IT-Mitarbeiter im letzten Jahr an einer Weiterbildung teilgenommen haben.
Demgegenüber sind die Quoten in Branchen wie dem Einzelhandel und der Gastronomie deutlich niedriger. Hier liegt die Weiterbildungsbeteiligung laut ZEW-Studie bei lediglich 41 %. Dies könnte auf geringere Aufstiegschancen, eine hohe Personalfluktuation und den oft niedrigen Qualifizierungsgrad der Beschäftigten zurückzuführen sein.
Trotz der zahlreichen Weiterbildungsangebote stehen Unternehmen vor der Herausforderung, alle Mitarbeiter zu erreichen. Besonders ältere Mitarbeiter und solche in niedrig qualifizierten Jobs müssen besser in die Weiterbildungsstrategien integriert werden. Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wünschen sich viele Arbeitnehmer mehr flexible Angebote, wie z. B. Online-Schulungen, um Weiterbildung besser in ihren Alltag integrieren zu können.
In diesem Zusammenhang spielen digitale Lernplattformen eine immer größere Rolle. Sie bieten Mitarbeitern die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo und zu jeder Zeit zu lernen. Im Jahr 2021 nutzten laut einer Umfrage des BITKOM-Verbandes 56 % der Unternehmen digitale Lernangebote. Diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen.
Die Weiterbildungsbereitschaft von Mitarbeitern in Deutschland hat im Jahr 2023 weiterhin hohe Relevanz und zeigt interessante Trends auf. Laut der IW-Weiterbildungserhebung 2023 haben 93 % der Unternehmen ihren Beschäftigten Weiterbildungsangebote zur Verfügung gestellt. Dies zeigt einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. Die durchschnittliche Investition in Weiterbildung betrug 1.347 Euro pro Mitarbeiter, was einem Anstieg gegenüber 2019 entspricht. Zudem investierten Beschäftigte im Durchschnitt 20,3 Stunden pro Jahr in Weiterbildung, was ebenfalls eine Zunahme gegenüber früheren Zeiträumen darstellt.
Ein weiteres interessantes Ergebnis kommt vom Statistischen Bundesamt: Im Jahr 2023 hatten 8 % der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen. Es zeigt sich allerdings, dass weiterhin Zeitmangel und Kosten oft als Hürden wahrgenommen werden. Diese Hindernisse betreffen sowohl Männer als auch Frauen, wobei Männer häufiger Zeitmangel und Frauen finanzielle Hürden als Hindernisse für die Teilnahme angeben.
Auch die Digitalisierung spielt eine wachsende Rolle. Immer mehr Unternehmen setzen auf digitale Lernformate, und über 90 % der Firmen bieten mittlerweile non-formale und informelle Weiterbildungsmaßnahmen, wie interaktive webbasierte Kurse, an
Zusammengefasst zeigt sich, dass die Bereitschaft zur Weiterbildung in Deutschland 2023 auf einem Höchststand ist, auch wenn noch Herausforderungen wie Zeitmangel bestehen bleiben. Unternehmen investieren verstärkt in ihre Mitarbeiter, um den Anforderungen des digitalen Wandels gerecht zu werden.
Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist von zahlreichen individuellen und organisatorischen Faktoren abhängig. Geschlecht, Alter, Bildungsniveau und Branche spielen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung, ob und in welchem Umfang sich Mitarbeiter weiterqualifizieren. Unternehmen müssen flexible und bedarfsgerechte Angebote schaffen, um die Vielfalt der Belegschaft zu erreichen und so ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Zugleich zeigt sich, dass die Bedeutung von lebenslangem Lernen in der heutigen Arbeitswelt unbestritten ist. Nur durch kontinuierliche Weiterbildung können Mitarbeiter und Unternehmen den Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich begegnen.
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